Pflanze des Monats Juli 2018

Blütentracht und Lindenhonig – Linden als Blütengehölz und Bienenweide

Kaiser-Linde
Kaiser-Linde (Tilia × europaea ‚Pallida‘)

Sommerzeit ist gleichzeitig auch die Zeit der Lindenblüte. Der betörende, leicht schwülstige Duft mit einem Hauch von Heu und Honig gehört zum Hochsommer, so auch in der Nähe des Rhododendronparks der Baumschule Bruns in Gristede. Schon der Lyriker der Romantik, Heinrich Heine (1797-1856) beschreibt in seinem Gedicht „Neuer Frühling“ „Mondscheintrunkne Lindenblüten“.

Die Slawen haben Linden in der Nähe von Kirchen, Häusern und wichtigen Treffpunkten gepflanzt. Sie glaubten, dass Blitze den heiligen Baum nicht treffen würden und suchten bei Gewitter Schutz unter Linden. Oft markiert dieser Baum geradezu das „Herz“ von Dörfern und gilt als Symbol des Friedens. Hunderte Ortschaften oder Stadtteile in Deutschland sind nach ihr benannt. Wer jemals unter einer großen, blühenden, balsamisch duftenden Linde stand, sollte nicht die medizinischen Eigenschaften außer Acht lassen. Die Linde ist sozusagen die älteste „lebendige“ Apotheke der Welt. Lindenblütentee ist ein hervorragendes Anti-Erkältungsmittel, da er antiseptische und entzündungshemmende Eigenschaften hat. Er enthält unter anderem essentielle Öle, Saponine, Glycoside, Carotene, Ascorbinsäure sowie Phytoncide. Lindenblütenextrakte werden auch Badekonzentraten wegen der beruhigenden und einschlaffördernden Wirkung zugesetzt.

Linden (Tilia spec.) sind in Nordwesteuropa im Spätsommer eine wichtige Nahrungsquelle für nektarsammelnde Insekten. Die Lindenblüte beginnt Mitte Juni mit der Sommerlinde (Tilia platyphyllos), gefolgt von der Kaiserlinde (Tilia intermedia ‚Pallida‘). Ende Juni folgt die Winterlinde (Tilia cordata) und mit der Krim (Tilia x euchlora) – und der Silberlinde (Tilia tomentosa) endet die etwa sechswöchige Lindenblüte Ende Juli.

Reiner Lindenhonig ist zartgelb bis zartgrün. Mit steigendem Honigtauanteil wird er immer dunkler. Sommerhonige, die einen hohen Anteil Lindenhonig enthalten, schmecken kräftig-würzig und haben oft einen leichten Mentholgeschmack, der an den Duft lauer Sommerabende und ein bisschen an frische Pfefferminze erinnert. Beeinflusst durch den jeweiligen Honigtauanteil kann Lindenhonig sowohl flüssig als auch kristallin vorliegen. Lindenhonig ist eine vom Gesetzgeber festgelegte Bezeichnung für einen Honig mit spezifischer botanischer Herkunft. Die Anforderungen an Sortenhonige sind in der Honigverordnung und in den Leitsätzen für Honig geregelt. Diese sind Bestandteil des Deutschen Lebensmittelbuches. Der botanische Nachweis für die Herkunft des Honigs erfolgt mit Hilfe der Pollenanalyse. Im Honig befinden sich auch immer Pollen der Blüten, an denen Nektar gesammelt wurde. Für die Ernte von Lindenhonig wandern Berufsimker auch häufig in Städte mit einem hohen Bestand an Linden. Lindenhonig wird gerne bei Erkältungen warmer Milch oder dem Tee hinzugefügt.

Übrigens: Lange Zeit gab es ein Gerücht, dass Linden-Nektar, speziell der spätblühenden Silber und Krim-Linden, für Bienen und Hummeln giftig sein soll, weil so viele tote Hummeln unter diesen Bäumen gefunden wurden. Dies ist jedoch mittlerweile widerlegt: Weil diese Lindenarten sehr stark duften und auch in vielen Gegenden die letzte größere Tracht des Jahres ist, ziehen sie natürlich zahlreiche Insekten an. Nur leider reicht es nicht für alle und wer zu spät kommt, geht leer aus. Deshalb haben oft Hummeln das Nachsehen und sterben hungrig und entkräftet unter diesen Bäumen. Dieses Hummelsterben ist auf fehlende alternative Nahrungsquellen zurückzuführen. Das Phänomen des Hummelsterbens tritt bei alternativen Trachtquellen im Umfeld weniger ausgeprägt auf.

Text und Bildquelle: bruns.de

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